Allgemein
Das Kunstturnen ist die höchste Leistungsstufe des Geräteturnens.
Kunstturnen Männer mit den Geräten Boden, Pauschenpferd, Ringe, Pferdsprung, Barren, Reck ist seit 1896 olympische Sportart. Ausserdem gibt es Welt- und Europameisterschaften. 1996 wurde der Zwölfkampf für Männer durch den Sechskampf abgelöst (je eine Kürübung am Boden, Pauschenpferd, Langpferd, Barren, an Reck und Ringen).
Elementname
Bewertet wird nach der Schwierigkeit der Übungen, nach Eleganz, Sicherheit und Schwung des Vortrages; positiv bewertet werden auch neue Übungsteile, originelle Elementkombinationen und risikoreiches Turnen. Aufgrund dieser Wertungsprinzipien werden ständig neue, ans Artistische grenzende Übungsverbindungen erfunden, die dann nach dem Turner, der sie zuerst zeigt, benannt werden; z.B. Endo- Grätsche am Reck, Tsukahara- Sprung am Längspferd und andere.
Boden
seit 1932 eine olympische Disziplin.
Pferd
Bereits in der Antike und in Mittelalter zum Voltigieren verwendetes Gerät. Von F.L. Jahn zum Turngerät für Schwung- (Seit-, Querpferd, schweizerisch Pauschenpferd) und Sprungübungen (Längspferd) entwickelt.
Ringe
seit 1896 olympische Disziplin.
Sprungtisch
Vor 2001 war der Pferdsprung (auch Längspferd genannt) gleich aufgebaut wie das Pauschenpferd (nur ohne Holmen). Wegen der Verletzungsgefahr wurde 2002 von Mag. Helmut Hödlmoser ein neues Pferd entwickelt, welches breiter und vor allem vorne abgerundet ist. Die Ausrichtung des Pferdes war früher bei den Männern in Sprungrichtung (Längspferd) und bei den Frauen quer zur Sprungrichtung (Querpferd). Beim neuen Pferd gibt es nur noch eine Sprungrichtung.
Technische Daten zum Pferdsprung (alt)
Lederbezogener Rumpf
Höhe: 1.1 bis 1.7m
Geräthöhe: 135 cm (Wettkampfhöhe)
Mattenhöhe: 20 cm
Länge: 1.60m
Breite: 0.6m
Ausrichtung: in Sprungrichtung
Barren
von F.L. Jahn eingeführtes Turngerät
Reck
1812 von F. L. Jahn (und E. Eiselen) eingeführt.
Die Entstehung und Entwicklung der Wertungsvorschriften (WV)
Die ersten eigentlichen WV des Internationalen Tunerbundes (FIG) sind im Jahre 1949 entstanden. Vor dem Zweiten Weltkrieg beschränkte man sich zur Regelung der Taxation auf die spärlichen Angaben allgemeinen Charakters des technischen Reglements.
Die wichtigsten Abzugsmarken und Vorschriften wurden in beschränktem Rahmen vor jedem Wettkampf durch die Technische Kommission festgelegt. Das führte natürlich zu krassen Notendifferenzen und Fehlurteilen.
Im Jahre 1949 erschienen die ersten zwölf Druckseiten unfassenden Wertungsvorschriften, welche schon damals das Prinzip der Aufteilung der Bewertung in die drei Faktoren Schwierigkeit, Kombination und Ausführung berücksichtigten. Diese WV befasste sich jedoch noch nicht mit der inhaltlichen Schwierigkeit einer Kürübung. Auf Antrag des damaligen französischen Vertreters in der Technischen Kommission, Claude Lapalu, und des Luxemburgers Pierre Hentges wurde die Organisation des Kampfgerichts so geregelt, dass an jedem Gerät vier Kampfrichter unter der Aufsicht eines Schiedsrichters eingesetzt wurden. Die gültige Note wurde aus dem Mittel der beiden mittleren Noten errechnet.
Die Einführung der Finalwettkämpfe für den Erwerb des Meisters an jedem Gerät (Olympische Spiele 1956 in Melborune) eröffnete neue Aspekte. Es entstanden in der Folge die Einteilung der A-, B- und C- Teile sowie ihre konkrete Bewertung und eine bessere Erfassung des Faktors „Kombination“. Die Verbreitung der Materie um die Bewertung stellte immer grössere Anforderungen an die Kampfrichter, Trainer und Turner und rief nach einer Konkretisierung der Vorschriften, gleichzeitig aber auch nach einer Systematischen Ausbildung der Kampfrichter.
Grundsätzlichen und teilweise allgemeinen Änderungen für die Ausgabe 1976 lagen die Erfahrungen des 3. Ausbildungszyklus (1971-1975), die Analysen der technische Beobachter bei den OS 1972 in München sowie das 1973 in Madrid durchgeführte Kampfrichtersymposium zugrunde. Es kam zur Neueinteilung der Punkte für die drei Taxationsfaktoren Schwierigkeit, Kombination und Ausführung mit 3, 4, 1.6 und 4.4 Punkten. Dies ergab eine Ausgangsnote von 9.4 Punkten mit dem Gutpunktsystem von je höchstens 0,2 Punkten für Risiko, Originalität und Virtuosität in allen drei Wettkämpfen. Dies brachte die totale Abschaffung jeglicher Milderung mit sich. Weiter hat der Pferdsprung eine bedeutende vereinfachte Darlegungsform erhalten. Die Pflichtübungen erhielten eine Ausgangsnote von 9,8 Punkten und eine Gutpunktmöglichkeit von 0,2 Punkten für Risiko, Originalität und Virtuosität. Die vereinfachten WV haben als Richtlinie für den IV. Interkontinentalen Kampfrichterkurs in Thonon- les- Bains vom 3.- 7. September 1975 gedient.
Die Änderungen und Ergänzungen der neuen WV (Ausgabe 1985-1988) beruhen auf
- den Vorschlägen der Verbände zum 58. FIG-Kongress 1980 in Moskau.
zum 59. FIG-Kongress 1982 in Moskau
zum 60. FIG-Kongress 1982 in Zürich
- den Analysen der technischen Beobachter bei den Olympischen Spielen, Weltmeisterschaften usw.
- dem Trainer- und Kampfrichtersymposium vom 5.- 8.4.1982 in Budapest
- dem Kampfrichtersymposium vom 22.- 23.5.1985 in Rom sowie
- den gesammelten Erfahrungen des technischen Komitees.
Es hat sich gezeigt, dass die bis jetzt gültigen Werte für Schwierigkeit, Kombination und Ausführung nicht mehr Schritt halten können. Und so wurden die Werte für Schwierigkeit auf 4.00 Punkte erhöht, hingegen der Wert der Kombination auf 1.00 Punkte herabgesetzt. Die Ausführung wurde bei 4.4 Punkten belassen.
Die Ausgangsnote beträgt wie bisher 9,4 Punkte und die Gutpunkte 0,6 Punkte in allen drei Wettkämpfen.
Ebenso wurde die D-Gruppe der Schwierigkeitsteile eingeführt.
An den Arbeiten der Wertungsvorschriften seit dem Jahre 1964 beteiligten sich meistens die drei technischen Präsidenten, in erster Linie Arthur Gander (Schweiz). Ing. Ivan Ivancevic (Jugoslawien) und Alex Lylo (CSSR) und ihre Mitarbeiter Rudolf Spieth (BRD), Karl-Heinz Zschocke (DDR), Akitomo Kaneko (Japan) und Mitglieder des Technischen Komitees der Männer.
Auch die Ausgabe des Jahres 1989 stützt sich auf eine Reihe von Festlegungen und Empfehlungen, die auf den 64. und 65. FIG-Kongressen 1985 und 1986 in Rom und Herning gefasst wurden. Darüber hinaus ergaben sich aus den zwei im Jahre 1985 und 1986 in Rom durchgeführten Kampfrichtersymposien wertvolle Anregungen.
So wurde auch ein Beschluss über die Einführung von Schiedsrichterassistenten gefasst, deren Aufgabe bei den VM 1987 in Rotterdam hat sich sehr bewährt.
Als Neuerungen der Ausgabe 1993 können erwähnt werden:
- Die geräteweise Anordnung aller gerätespezifischen Fragen
- Die Einführung einer Klassifizierung der Fehler
- Die Einführung einer Nummerierung und neuer Ausgangsnoten für die Sprünge
- Die Einführung einer 0,05 Punkt-Wertung für jeden Kampfrichter im Wettkamp III
Wichtige Beschlüsse des 66. und 67. FIG-Kongresses von Seoul 1988 und Frankfurt/ Main 1990 führten zu Änderungen der WV. Dazu gehört zum Beispiel der Einsatz von sechs Kampfrichtern an jedem Geräte.
Schliesslich führte der Beschluss über ein neues Wettkampsystem, das 1990 in Frankfurt gefasst wurde und jährliche WM vorsah, zu neuen Überlegungen für eine bessere Beurteilung der turnerischen Leistung. Besonders die Einführung von Einzelmeisterschaften im Mehrkampf und an den Geräten forderte neue Überlegungen, die sich in den WV niederschlagen mussten.
So wurden in Übereinstimmung mit den Kongressbeschlüssen, den gesammelten Erfahrungen mit den vorherigen WV und mit der erwartbaren Entwicklung des internationalen Männerturnen, Bewährtes in den WV belassen und eine Reihe Änderungen vorgenommen, von denen nur einige genannt werden sollen. So zu Beispiel:
- Änderung der Taxationsfaktoren mit neuer inhaltlicher Bestimmung und neuer Wertigkeiten
- Abschaffung der Gutpunkte für Originalität und Risiko sowie für Virtuosität in den Kürübungen
- Gutpunkte nur für hohe und höchste Schwierigkeit bei guter technischer Ausführung
- Einführung einheitlicher Schwierigkeitsanforderungen für alle Wettkämpfe
- Aufnahme von E-Teilen in die Schwierigkeitstabellen, ohne sie zu fordern
- Neue Ausgangsnoten für die Pferdsprünge
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